Ich habe schon viele Aktiv- und Wanderblogger vorgestellt, habe schon viele Antworten und spannenden Inspirationen bekommen, Daniel jedoch ist anders. Sein größtes Wanderabenteuer ist nix für Kurzwanderer und doch eine spannende Geschichte, denn Daniel von Draussentutgut.de ist von Berlin nach München gewandert. Und nicht nur das – er hat darüber auch ein Buch geschrieben. Dazu wollte ich gerne mehr wissen und hab ihm auch unsere 10 Fragen rund ums Wandern gestellt!
Seit wann wanderst du? Wie bist du dazu gekommen?
Eigentlich bin ich schon als Kind in der Kraxe „mitgewandert“ und dann auch bis ich ungefähr 16-17 Jahre alt war regelmäßig auf Bergen unterwegs. Das ist alles ein wenig eingeschlafen, weil erstmal anderes interessanter schien.
2013 war ich dann an der Westküste der USA in einigen Nationalparks und auch bei den riesigen Mammutbäumen.
Dort kann man stundenlang durch die wilde Natur wandern und ist nur mit sich. Das hat meinen Drang raus in die Natur zu kommen wieder neu angefacht und über das Waldbaden bin ich dann auch wieder zum Wandern gekommen.
Stell mir deinen Wanderblog/Projekt kurz vor.
Mit Draussentutgut will ich andere dazu animieren, rauszugehen und die Natur abseits der Hauptwege auf eigene Faust zu erkunden.
Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen die positive Wirkung von Natur auf uns Menschen und einige Zivilisationskrankheiten können damit mindestens gelindert werden, wenn nicht sogar verhindert. Weil mich das umtreibt, finden sich auf dem Blog ein paar Hintergrundinfos zur positiven Naturwirkung und zahlreiche Routenvorschläge für kleinere und größere Ausflüge in die Natur. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen und natürlich Inspiration.
Wo bist du am liebsten unterwegs und warum?
Wenn ich unterwegs bin, will ich möglichst durch unzerschnittene bzw. unverbaute Gebiete mit einer schönen Naturkulisse wandern. Das ist in Deutschland wegen der dichten Besiedlung nicht ganz so einfach, vor allem, wenn man auch noch – wie ich – ohne Auto anreisen möchte.
Von größeren Waldgebieten, Flüssen oder auch auf Bergen kann das aber alles sein. Wo es geht, suche ich mir dann meine eigenen Routen auch auf nicht offiziell ausgewiesenen Wegen, um möglichst ungestört zu sein.
Angefangen in Berlin/Brandenburg bin ich mittlerweile durch meinen Umzug vor allem in Oberbayern und dem Allgäu unterwegs.
Was muss bei dir bei jeder Tour mit dabei sein?
Gute Schuhe sind für mich das absolute A&O. Dann natürlich Rucksack mit Wasser, Proviant und je nach Wetter Regenschutz bzw. noch eine wärmende Schicht mehr. Für die Orientierung nutze ich eine Offline-Handykarte und dann noch eine Kamera und los kann es gehen.
Was war deine schönste Tour im letzten Jahr und warum?
Da waren schon einige schöne Erlebnisse dabei. Die Besteigung der Daumengruppe im Allgäu war definitiv ein Highlight, aber auch die Einzeletappen im bayerischen Oberland auf meiner Isartour (mein Wanderprojekt von München bis zur Isarquelle) haben super gute Laune gemacht.
Welche Wandertour war für dich eine Herausforderung?
Meine bisher größte Herausforderung und auch persönliches Highlight war meine Fernwanderung von Berlin nach München mit 26 Tagesetappen. Ich wollte den Umzug in den anderen Landesteil langsam erleben und die Distanz und landschaftliche Veränderung erspüren. Und so kam es, dass ich eine anfangs verrückte Idee, 670 km zu Fuß zurückzulegen, dann auch wirklich umgesetzt habe. Auch wenn es höhentechnisch keine anspruchsvolle Tour war, ist es noch einmal ein ganz anderes Gefühl, nach 25 km am nächsten Tag aufzustehen und wieder 25 km zu laufen.
So „raus“ gekommen war ich noch nie! Alles ist anders: Die Routinen, die Gefühle, die Eindrücke, was als Notwendiges erachtet wird…. Und Deutschlands östliche Regionen und ihre schönen Ecken habe ich dabei auch gleich kennengelernt.
Weil mich die Tour nachhaltig geprägt hat und nach wie vor positiv nachwirkt, hatte ich das Bedürfnis, meine Erlebnisse auf dieser eher unbekannten Strecke aufzuschreiben. Das daraus entstandene Buch mit dem augenzwinkernden Titel „Ick loof, weil’s mi gfreit!“ ist auch ein Tourenbuch mit 26 Einzeltouren. So kann jeder die Gesamtroute abschnittsweise – auch als Teilzeitwanderer 🙂 – nachwandern und diese teilweise noch menschenleeren Gebiete selbst entdecken.
Bist du eher Genusswanderer oder sportlich unterwegs?
Kommt darauf an, was man unter sportlich versteht. Ich persönlich würde mich schon als Genusswanderer bezeichnen. Das können aber auch gerne Tagestouren bis 30 km werden oder auch Bergtouren weit über 2000 Höhenmeter. Für mich steht dabei aber immer das langsame Vorankommen und bewusste Wahrnehmen der Umgebung im Vordergrund.
Gibt es Schwerpunktthemen um die es bei deinen Wanderungen geht?
Ja tatsächlich suche ich mir abseits von Bergtouren gerne Wege an fließenden Gewässern (Bäche, Flüsse oder auch kleine Rinnsale), die – wenn möglich – durch möglichst viel Wald führen. Ich mag die Umgebung, Geräusche und Gerüche im Wald und wenn dann noch ein kleiner Wasserlauf dabei ist, ist gute Laune und Entspannung vorprogrammiert.
Wanderst du in Gemeinschaft oder allein?
Beides. Es macht Spaß, wenn noch jemand dabei ist, mit dem man sich unterhalten kann und auch gemeinsam das Erlebnis teilen kann. Aber bei der Fernwanderung war ich größtenteils allein und auch sonst ist es schwieriger für lange Touren Mitstreiter zu finden, die dasselbe Tempo und vor allem auch dieselbe Muße an einer solchen Tour haben.
Wir stellen ja Touren bis 15 Kilometer vor, die auch Anfänger gut schaffen können. Hast du für uns da eine Empfehlung?
Dadurch, dass ich erst in Berlin/Brandenburg angefangen habe und mittlerweile vor allem das Münchner Umland entdecke, habe ich sogar zwei Tipps für kürzere Ausflüge in der Nähe:
Für die Münchner Ausflügler sind die nicht ganz unbekannten, aber trotzdem sehr schönen Isarauen zwischen Schäftlarn und Bad Tölz ein tolles Ziel.
Zum Beispiel hier bei Schäftlarn.
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